Stellungnahme zur Medieninformation vom 03.09.2024 „Theater verkauft seinen Namen“

Die Nachricht des Gerhart-Hauptmann-Theaters, die Namensrechte zu verkaufen, hat mich erschreckt und zugleich die Reaktion ausgelöst: so geht es gar nicht! Dann dachte ich, dass es eine Aktion im Rahmen der Spielzeiteröffnung unter dem Motto „Kapital“ ist. Da passt es ja hervorragend in die Charakteristik unserer kapitalistischen Welt. Aber das Interview mit dem Intendanten Dr. Morgenroth am Morgen im MDR bestätigte, dass es die pure Wahrheit und volle Absicht ist. Das Ganze wird als revolutionäre Idee im Marketing für Theater angepriesen und Vergleiche mit Sport- und Veranstaltungsarenen gezogen. Dabei ist es meines Erachtens Verzweiflung pur angesichts der finanziellen Lage des GHT! Klar ist: Geld muss her, das Theater ist gefährdet. Da sind Ideen gefragt. Aber: kann ich da mitgehen?

Auch bei längerem Nachdenken zu den Argumenten: Der Namensverkauf geht mir zu weit! Die Ideen und Angebote für Werbung und Sponsoring für Firmen, die schon seit ein paar Wochen auf der Webseite des Theaters stehen, finde ich hingegen interessant. Es wäre zwar auch gewöhnungsbedürftig, über der Bühne Bandenwerbung zu lesen, einen Jingle zu hören und Logos von Firmen auf der Kleidung der Akteure zu finden. Diese versprochene dezente Werbung kann ihre Wirkung tun, belästigt nicht zu stark und sie greift nicht in die Substanz des fusionierten Gerhart-Hauptmann-Theaters in Görlitz und Zittau ein. Der Verlust des schon sehr lange geführten Namens eines Literatur-Nobelpreisträgers, der das Theater überregional bekannt gemacht hat, an dem viele bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Karriere begonnen haben, tut dies schon!

Ich erinnere mich, dass vor vielen Jahren der Versuch, das Zittauer Haus nur noch „Schauspiel Zittau“ zu nennen auf Widerstand der treuen Theatergänger gestoßen ist. Damals wurde um den Namen gekämpft – auch zwischen den Häusern Görlitz und Zittau.
Ich erinnere auch daran, dass das Einschmelzen der Buchstaben von der Fassade des Zittauer Hauses im Rahmen der Sanierung des Zittauer Theaterhauses großen Unmut ausgelöst hat. Damals hat der Verein „Freunde des Zittauer Theaters“ eine Aktion zur neuen Herstellung und Anbringung des Namenszuges am Theater ausgelöst. Mitglieder des damaligen Vorstands und weitere Theaterfreunde haben mit Spenden für die einzelnen Buchstaben die Finanzierung bzw. Refinanzierung ermöglicht. Abgeschlossen wurde die Aktion erst vor wenigen Jahren, als weitere Buchstabenpaten gesucht und gefunden wurden. Das Geld kam unserem Theater zugute. Die Namen der Spender sind im Foyer auf einer Tafel ausgehängt.

Es stellen sich mir viele Fragen: Soll der Namenszug nun wieder entfernt werden? Wie soll es gehen, die Rechte nur für ein Jahr zu vergeben? Was ist danach? Wollen wir jedes Jahr einen neuen Namen für unser Theater haben? Was sagen die drei Gesellschafter des Theaters zu dieser Idee?

Ich spreche in diesem Text für mich persönlich, bin mir aber sicher, dass viele Mitglieder des Vereins das ähnlich sehen. Die zwischenzeitlich eingegangen vielfältigen Reaktionen aus dem Verein bestätigen das. Aber auch, wenn sie der Idee etwas abgewinnen können, in jedem Fall sollten die Theaterfreunde weiterhin ihre Meinung kundtun! Klar ist, ohne Sponsoring geht auch im Theaterbereich schon längst nichts mehr. Vielleicht gibt es gute Ideen, wie man zu den bisherigen nun weitere Sponsoren gewinnen und diese noch viel deutlicher sichtbar machen kann. Versuche z.B. mit Firmenfahnen vor dem Zittauer Haus sind wieder aufgegeben worden. Transparente, Flyer, Aktionstage der Sponsoren… alles das kann ich mir vorstellen.

Gefragt ist aber vor allem die Politik, um unsere leistungsfähige Theaterlandschaft zu erhalten!

Prof. Dr. Bärbel Fliegel

Vorsitzende „Freunde des Zittauer Theaters“ e.V.