Liebe Theaterfreunde,
mitten in der großen Sommerhitze zeichnet sich nun das Saisonende für die Spielzeit 2021/22 des GHT ab. Noch gibt es bis Ende Juli ein paar Vorstellungen des vielfältigen Sommertheaters in Görlitz zu sehen. Das Zittauer Ensemble spielt noch bis 14. August, dann kommt auch für die hiesigen Theaterleute der verdiente Sommerurlaub. Nutzen Sie bis dahin die Möglichkeiten, die beide Standorte des GHT bieten! Am Freitag spielt die Philharmonie am Hainewalder Schloss. Sie ist ja derzeit an vielen Orten im Kreis unterwegs, um neues Publikum zu gewinnen und die Kultur aufs Land zu tragen.
Leider fielen einige Vorstellungen von „Fräulein Julie“ im Klosterhof aus und wurden z.T. durch Gastspiele ersetzt. Im August gibt es aber noch ein paar Vorstellungen.
Die von mir besuchte Vorstellung „Der Graf von Monte Christo“ am Sonntagnachmittag auf der Jonsdorfer Waldbühne war – trotz Hitze – ausverkauft. Die eigentlich düstere Geschichte um Edmond Dant`es ist von Ingo Putz als ein Sommer-Theater-Spektakel für die ganze Familie ordentlich aufgepeppt worden. Das schadet hier m. E. nicht, die Spielfreude aller Beteiligten und der Wortwitz wurden vom Publikum mit viel Beifall honoriert. Publikumsliebling ist die von Markus Weikert gespielte, von I. Putz erdachte Figur des Erfinders, der faktisch das Publikum durch die Geschichte führt und mit immer wieder neuen phantastischen, mehr oder weniger funktionierenden Geräten überrascht. Da ist viel Phantasie im Spiel. Überhaupt wird für das Auge viel geboten, Bühnenbild, Kostüme, Ausstattung lassen nichts zu wünschen übrig. Die Kämpfe sind gut einstudiert, die Reiteinlagen sind ordentlich und nicht zuletzt funktioniert die Pyrotechnik auf den Punkt! Und die Pferde sind natürlich wieder die Stars. Bemerkenswert ist, wie sich die jungen Mitglieder des TheaterJugendClubs als Statisten auch mit Wort, Gesang und sportlichen Einlagen präsentieren. Sie sind faktisch Teil des Teams. Da zahlt sich ihre z.T. über Jahre gesammelte Erfahrung aus. Viele Talente schlummern da. Übrigens hat Luisa Binsch einen Biber-Comic gezeichnet hat, der v.a. den Kindern die etwas komplizierten Verwicklungen des Stücks offenlegt. Das gefällt mir auch als Oma.
Es ist sehr zu würdigen, dass bei der extrem dünnen personellen Besetzung des Zittauer Theaters sowohl im künstlerischen, als auch im handwerklichen und im technischen Bereich so eine tolle Gesamtleistung entsteht. Das ist nicht selbstverständlich, sondern erfordert sehr hohen Einsatz aller Beteiligten, eine gute Abstimmung und Logistik. Diesen Umstand sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, wenn man die Leistung mit anderen, größeren Theatern vergleicht. So ist das große Sommertheater m.E. ein würdiger Abschluss der ersten Saison unter der neuen Theaterleitung.
Wie fällt Ihre Bilanz aus? Ich sehe viele gute Ansätze und Ideen, viel Engagement, schöne Inszenierungen und auch experimentelles Theater in kleiner Form. Sehr engagiert ist die Arbeit für und mit den Kindern und der Jugend. Leider war es unter den gegebenen Umständen nicht so leicht, das Publikum wieder für die Vorstellungen im Haus zu gewinnen. Die Pandemie und die Krise wird das auch in der kommenden Spielzeit nicht leichter machen. Wir Theaterfreunde sollten unsere Bekannten und Freunde immer wieder aufmerksam machen, welchen Schatz wir mit dem Theater haben! Darum gilt es, uns weiter dafür einzusetzen, dass unser Theater auch in den nächsten Jahren produziert und künstlerische Angebote an alle machen kann. Seien Sie neugierig auf die nächste Spielzeit, auch wenn Sie vielleicht das Motto und die optische Darstellung irritiert. Wichtig ist, was geboten wird und wie die Menschen dabei „mitgenommen“ werden. Theater ist mitten im gesellschaftlichen Leben und damit auch nicht immer nur leicht. Ich bin sicher, es wird viel zum Sehen, zum Denken, zum Diskutieren, zum Genießen und auch zum Lachen geben.
Wir sehen uns in unserem Theater!
Ihre Prof. Dr. Bärbel Fliegel