Liebe Theaterfreunde,
Die Spielzeit läuft auf Hochtouren und das Sommertheater steht vor der Tür. Echte Theatererlebnisse gab es in den letzten Wochen und Monaten an unserem Gerhart-Hauptmann-Theater.
Für mich war der „Fliegende Holländer“ von R. Wagner in Görlitz ein Beispiel der hervorragenden Qualität des Musiktheaters. Musikalisch und von der Textverständlichkeit gab es nichts auszusetzten. Das ungewöhnliche Bühnenbild und die Ausstattung riefen zwar auch geteilte Meinungen hervor, aber die Bühne bot den Akteuren die notwendigen Spielmöglichkeiten. Der Steuermannchor und die gespenstige Szene hatte ich bisher noch nie so wahrgenommen und sie erzeugte Gänsehaut! Es war eine tolle Leistung der Solisten, des Orchesters und des Chores unseres Theaters. Schade, wer es verpasst hat.
Das kann man auch von „Goldzombies“ sagen! Das aktuelle Jugendstück hat auch mich überzeugt. Xenia Wolfgramm spielte eindrücklich ein junges Mädchen, das sich in einer Kriegssituation mit Schminktechniken ablenkt und über Soziale Medien kommuniziert, während ihre äußere Welt immer mehr zusammenbricht. Wir haben das Stück während des JOS- Festivals mit vielen Jugendlichen aus Tschechien gesehen. Hut ab, wie aufmerksam die jungen Leute waren, obwohl die Übertitel in tschechischer Sprache leider zu klein waren. Ich meine, das Stück sollte wieder kommen, zumal es wegen der aufwändigen Ausstattung nicht als Klassenzimmerstück fungieren kann. Holen wir die Jugend, ihre Eltern und Großeltern in die Studiobühne, Nachgespräch inbegriffen!
Die Inszenierung des klassischen Lustspiels „Minna von Barnhelm“ von Lessing durch Sewan Latchinian begeisterte vor allem die Freunde von Komödien und Slapstick. Gespaltene Reaktionen rief das in eine modernere Zeit und Colorit geholte Stück bei Klassikfreunden hervor. Leider wurde es nicht so eine Zugnummer wie „Straße der Besten“, welche demnächst die 27. Vorstellung erreicht und wieder nahezu ausverkauft ist. Mit „Unterm Juni Mond“ gastierten Shenja Lacher und Dominik Schiefner nun schon mehrfach und auch die 4. Vorstellung im Mai ist ausverkauft. Ein Glücksfall!
Liebe Theaterfreunde, unser Schauspielensemble war und ist unterwegs und ist in aller Munde!
Die erfolgreiche Inszenierung von „Michael Kohlhaas“ wurde Anfang April in Kanada gespielt. Die Anreise war ein Desaster mit Flugausfall, Umwegen und Schneechaos, das Spiel aber war ein Erfolg! Dank der Förderung „So geht sächsisch“ war dem Team der Besuch in Saint John möglich. Vielleicht kommen die dortigen Spieler auch zu einem Gastspiel zu uns?
Beim Sächsischen Theatertreffen vom 21. -26. Mai 2024 in Leipzig wird das Ensemble am Freitag zwei mal „Das beispielhafte Leben des Samuel W.“ von L. Rietzschel spielen. Beide Vorstellungen sind ausverkauft. TIPP: Vorher ist es auch in Görlitz zu sehen. Das Stück in der Regie von Ingo Putz wird in der bundesweiten Theaterwelt und Presse positiv rezipiert. In der aktuellen Ausgabe von „Theater heute“ ist der Text abgedruckt. Das Sprechtheater des GHT ist derzeit mehrfach im Gespräch der Fachwelt. Das kann nur gut in der sich zuspitzenden Situation um das Gerhart-Hauptmann-Theater sein. Uns freut besonders, dass der vom Verein „Freunde des Zittauer Theaters“ und der Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ geförderte VR-Film „Das Grenzlandtheater“ auch eingeladen wurde und an zwei Tagen mehrfach im „Theater der jungen Welt“ gesehen werden kann.
Übrigens: Im März hat Ingo Putz in Hamburg am Ohnesorg Theater „Der Schimmelreiter“ inszeniert. Das lief nun mehrere Wochen mit dauerhaft ausverkauften Vorstellungen v.a. in Plattdeutsch auf der dortigen Studiobühne. Die Resonanz und die Rezensionen des Stücks sind einhellig sehr positiv. Ein weiterer Erfolg für unseren Schauspieldirektor, der auf unsere Theaterwelt ausstrahlt!
Das Tanztheater des GHT war kürzlich das letzte Mal mit „Jawoll“ in Zittau. Es war fachkundiges Publikum dabei und die Company konnte Eindruck mit der Interpretation von Gewalt und Diktatur erzeugen. Inzwischen gibt es eine ganz andersartige Inszenierung „Wabi-Sabi“ in Görlitz und dann drei mal die Tanz-Gala „Silber“ zum 25-jährigen Bestehen der Wee-Tanzcompany. Und was kommt in der nächsten Spielzeit unter neuer Leitung? Man hört, die meisten Tänzer bleiben am Haus. Kommen wir evtl. auch in Zittau in den Genuss der spartenübergreifenden Inszenierung „Peter Pan“?
Außerdem wurde der Spielplan durch die Zittauer Spielclubs bereichert. Am 15. März hatten die Theatersenioren ihre ausverkaufte Premiere mit dem Stück „Geld und Liebe – es gibt viel zu gewinnen“ im Theaterfoyer. Das Publikum amüsierte sich und spendete viel Beifall für das 20. Stück des Clubs in den 20 Jahren seines Bestehens. Wir wünschen weiterhin viel Spielfreude!
Auch die TheaterJugendClubs waren aktiv und stellten nun ihre Ergebnisse vor. Der Club Autonom der über 20-Jährigen spielte am 20.03.2024 seine Stückentwicklung „Die letzte Flasche“. Am 20. April folgte unter Leitung von Katherina Stehr der TJC mit der Stückentwicklung „Heimweh oder wie Odysseus nach Hause kam“. Beeindruckende Texte haben sich die jungen Leute unter Leitung der Theaterpädagogin erarbeitet und in Spiel umgesetzt. Es wäre zu wünschen, dass neben den Angehörigen auch weiteres interessiertes Publikum zur zweiten Vorstellung am 2. Mai in unser Theater findet.
Und es geht mit Highlights weiter: In wenigen Tagen hat der Monolog „Ein Leben im Takt“ mit Martha Pohla Premiere. Es wird hoffentlich viele Zuschauer finden in Görlitz, Zittau und anderswo. Man muss sehen, wie Martha es schafft, den Rhythmus eines Schlagzeugs und die Sprache in Einklang zu bringen. Das ist die Herausforderung bekannte sie in der Matinee.
In diesem Jahr fördern wir das Sommer- Theaterstück im Klosterhof „Figaro im Hamsterrad“ von Gian Maria Cervo und Nicola Bremer. Die Matinee am 17. April hat mich überzeugt, dass dies eine kurzweilige aber auch tiefgründige Sache wird, die uns sehr viel über typisch deutsches und typisch italienisches Leben lehrt. Und Kaffeegenuss spielt eine Rolle… Zum Monte Sacro Festival Mattinata geht das Stück im September auch nach Italien. Viel Erfolg!
Bleiben Sie neugierig auf unser Theater und unterstützen Sie es mit Ihrem Besuch!
Prof. Dr. Bärbel Fliegel
Vorsitzende