die Spielzeit 2022/23 unseres Gerhart-Hauptmann-Theaters ist nun leider verregnet zu Ende gegangen. Das Zittauer Ensemble und die Belegschaft tritt die verdienten Theaterferien an, welche die Görlitzer schon seit zwei Wochen genießen. Wir wünschen allen Mitarbeitern im künstlerischen, technischen und Verwaltungsbereich eine gute Erholung!
Die Spielzeit war eine durchaus erfolgreiche mit einigen Höhepunkten und Überraschungen in allen Sparten. Der Blick zurück zeigt erfolgreiche Inszenierungen, zu denen ich unbedingt „Straße der Besten“, „Michael Kohlhaas“, „Düsterbusch -City Lights“ und „Das Grenzlandtheater“ zählen möchte.
Das Musiktheater überzeugte mit der „Zauberflöte“ und überraschte mit der Oper „Viva la Mama“ im Görlitzer Kaufhaus. Das spartenübergreifende Theaterereignis „Malfi!“ erwies sich als Hit und wurde überregional beachtet. Auch die Tanzcompagnie zog mit der facetten- und farbenfrohen „Momo“ in Görlitz und Zittau viel Publikum an. Das Tanzstück „Jawoll“ kommt im nächsten Jahr nach Zittau.
Die Neue Lausitzer Philharmonie bot hervorragende philharmonische Konzerte und mit den Gesangssolisten ein wunderbares Weihnachtskonzert, das im kurzfristig hergerichteten Jugendstilkaufhaus in Görlitz genauso begeisterte wie in Zittau und anderen Spielorten. Das Orchester in großer oder kleinerer Formation reiste in den letzten zwei Jahren mit der „Landpartie“ an viele schöne Orte des Landkreises. Dieses durch ein Förderprogramm ermöglichte Angebot bei freiem Eintritt ist nun mit den drei großen Seekonzerten leider beendet. Vielleicht bietet sich auch künftig noch einmal eine solche Möglichkeit, das Publikum an ungewöhnlichen Orten zu erfreuen?
Zu erwähnen bleibt, dass es viele kleine Stücke und Ergänzungen im Programm gab, die sehenswert waren. So zeigen die Vorführungen der vielen Spielclubs an beiden Standorten, mit welcher Freude und Begeisterung die Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren sich dem Theaterspiel widmen. Es wird deutlich, wie wichtig und nachhaltig die theaterpädagogische Arbeit des GHT ist. Das muss erhalten werden! Ein echtes Highlight mit Erkenntnisgewinn war die Koproduktion „The Ingabo – A Night to Fall“ mit einer Theatergruppe aus Burundi und dem Festival „Kommen und Gehen“, die im Klosterhof und bei der Via Thea zu erleben war.
Anderes konnte in der Zuschauergunst nicht so punkten wie es eigentlich zu erwarten war. Leider trifft das auf das Sommertheater „Blutsbrüder“ auf der Waldbühne zu. Darüber kann man geteilter oder anderer Ansicht sein. Die Spannung und der Humor kamen m.E. in diesem Jahr zu kurz und auch das Verständnis für die Kinder und jüngeren Personen ist eingeschränkt. Die harsche Kritik einiger Zuschauer auf der Webseite allerdings hat die Inszenierung und v.a. das gesamte engagierte Ensemble nicht verdient. Freuen wir uns auf „Die Schatzinsel“ im nächsten Jahr, die Roland May inszenieren wird.
Unbestreitbar ist, dass unser Theater mit allen Sparten Vieles und in hoher Qualität geleistet hat. Der Kraftakt der Beteiligten war überaus groß. Es ist unbedingt zu würdigen, mit welchem Einsatz, unter z.T. schwierigen Bedingungen und bei einigen krankheitsbedingten Ausfällen die Theaterleute an den beiden Häusern den Spielplan realisiert haben. Und ohne die Theaterjugend aus Zittau, wären z.B. die Inszenierungen im Klosterhof und auf der Waldbühne gar nicht möglich. Sie sind mehr als Statisterie! Herzlichen Dank dafür!
Bald schon sehen wir uns wieder in unserem Theater! Vielleicht zur Spielzeiteröffnungsgala am 16. September oder zum Tag der Offenen Tür am Sonntag, dem 24. September von 11 – 17 Uhr in Zittau? Dass diese Termine und die ersten Vorstellungen im September so spät kommuniziert wurden und das Spielzeitheft für 2023/24 noch nicht vorliegt, zeigt sehr deutlich: Nichts ist aber wie immer! Die Probleme sind nicht gelöst. Die Leitung des Hauses kämpft um den Erhalt des GHT und wirbt an den entsprechenden Stellen um die nötigen Mittel.
Wir Theaterfreunde sind sehr besorgt und zugleich doch zuversichtlich, dass wir auch in einem Jahr wieder auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken können.
In der nächsten Spielzeit wird es wohl etwas weniger Inszenierungen geben. Das muss aber kein Verlust sein. Einige erfolgreiche Stücke werden wieder aufgenommen und können noch ihr Publikum finden. Wir sind neugierig auf das Kommende. Der Start in Zittau erfolgt mit dem Musical „Prinz von Preußen“, dessen Premiere in Görlitz dem Sprinklerdesaster zum Opfer fiel. Wir freuen uns in Zittau, wenn die Görlitzer Inszenierungen zu uns kommen. Im Oktober startet das Schauspiel mit „Muttersprache Mameloschn“. Zu einer Probe sind wir dazu am 19. September geladen. Neben den bereits bekannt gegebenen Premieren wird es sicher auch wieder Überraschungen und Extras geben. Ich hoffe z.B. wieder auf einen kulinarischen Abend „Über den Tellerrand“. Die Tanzcompagnie wird im Mai 2024 ihr Jubiläum feiern, dann aber ab der Spielzeit 2024/25 nicht mehr unter der jetzigen Leitung stehen. Die gewonnenen Freunde des modernen Tanzes werden das Ensemble noch einmal gebührend feiern. Und dann sind wir neugierig, was Neues kommen mag.
Wichtig ist, dass wir als Theaterfreunde die Angebote annehmen, dass wir unsere Familien, Freunde und Nachbarn für einen Theaterbesuch gewinnen. Manchmal kann auch etwas Neues, Ungewohntes zu einem Erlebnis werden, das lange nachhallt. Gut ist, dass es für viele Inszenierungen und Konzerte Einführungen gibt, dass gut gemachte Programmhefte helfen, Einordnungen zu finden. Nutzen Sie auch die Angebote des Hauses zur Diskussion und Meinungsäußerung! So können wir sichtbar machen, dass wir unser Theater brauchen und zu ihm stehen.
Wir sehen uns in unserem Theater!
Ihre Prof. Dr. Bärbel Fliegel
Vorsitzende