PREMIERE am 15.09.2018 mit dem Hildegard Knef – Abend „Das Glück kennt nur Minuten“
Eine persönliche Ansicht von Elke Fasler
„Haben sie das erwartet?“ – fragt die Knef, dargestellt von der Görlitzer Sopranistin Yvonne Reich – mehrmals während der Vorstellung das Publikum. – Ich persönlich kann auf diese Frage nur antworten, dass ich nach der zweistündigen Vorstellung die Schauspielerin, Sängerin und Buchautorin Hildegard Knef NEU entdeckt habe. Natürlich war mir bekannt, dass das Leben des Weltstars nicht nur auf „Rosen gebettet“ war. Insbesondere in den deutschen Medien wurde streckenweise zu wenig über das große künstlerische Talent, sondern in den Klatschspalten u. a. vordergründig über einen „sensationellen Verschleiß an Männern“, Facelifting, Luxus, Finanzkrisen u. a. spekuliert. Warum die Knef sich trotz dieser Skandalisierung nicht hat unterkriegen lassen und sie weiterhin als Künstlerin fast bis an ihr Lebensende international begeistern konnte, das erschließt sich nach der Inszenierung von Stephan Bestier. – Wir erleben einen Star ohne Allüren, zutiefst menschlich, sensibel, klug, selbstkritisch und voller Selbstvertrauen. Hilde, die unbedingt Schauspielerin werden wollte und dafür hartnäckig und mit enormem Fleiß alles dafür Notwendige getan hat, um diesen Traum in die Realität umzusetzen, bewahrt sich bis zum Ende der Bühnenlaufbahn dieses Durchhaltevermögen. „Der Aufstieg zu einer Berühmtheit war nie geplant, sondern es hat sich so ergeben“, – so zu erfahren an diesem Theaterabend. Yvonne Reich war bei der Umsetzung der Rolle gut beraten, KEIN Double der Knef sein zu wollen. Mit bemerkenswerter Natürlichkeit lässt sie den Betrachter am Seelenleben, der Denkweise, Sorgen und Wünschen dieser außergewöhnlichen Frau teilhaben. Die Reich vermittelt mit ihrer verhaltenen Darstellung der Knef glaubhaft, dass diese starke Persönlichkeit sich trotz des internationalen Starrummels nie eingebildet hat, etwas Besonderes zu sein. Die Chance, den facettenreichen Charakter dieser markanten Frau uns nahe zu bringen, wird durch die kluge Auswahl der einzelnen Lebenssituationen möglich. Stephan Bestier entschied sich für weniger bekannte Episoden, die in der Kombination zwischen Liedern und dazu passenden Ereignissen die Chance bieten, zu verstehen, WARUM Hildegard Knef so war, wie sie war – nachdenklich, melancholisch, schnodderig, humorvoll, voller Selbstironie und Selbstzweifel und auf der ewigen Suche nach dem, was von ihrem Künstlerleben bleibt. Stephan Bestier ist mit diesem „unspektakulären Einblick“ in unterschiedliche Lebensphasen der Hildegard Knef wiederholt eine besondere, berührende Inszenierung gelungen. Dass dieses „Experiment“ aufging, ist allen Beteiligten dieser Aufführung zu verdanken. – Szenenbild inklusive der Einbeziehung der großen Videoleinwand, Dramaturgie, Maske, Kostüm und die hervorragende musikalische Begleitung machen die sensible Darstellung der Knef durch Yvonne Reich erst möglich. – Es ist ein „DenkMal“ über die legendäre Hildegard Knef entstanden, welches nach Ende der Vorstellung zum Nachdenken anregt und auch uns „Otto – Normalverbrauchern“ ermutigt, sich in Lebenskrisen nicht unterkriegen zu lassen und sich treu zu bleiben. – Die Knef, frei von Star – Allüren, würde sicher über meine persönliche Einschätzung in ihrer typischen Art lachen und salopp sagen – „Wenn es das ist, was von mir bleibt, na dann…“
Yvonne Reich, Stephan Bestier und allen Beteiligten an diesem „Hildegard Knef – Abend“ gebührt herzlicher Dank und Respekt vor der künstlerischen Leistung. Weiterhin ganz viel Erfolg.
Wer diese Inszenierung noch nicht gesehen hat und seine eigenen Erfahrungen mit der Knef/Yvonne Reich austauschen möchte, sollte sich ganz schnell Karten sichern.